18.04.2024, 11:22
"Zu Raubtieren erzogen"
Ein Aufstieg des 1. VfL Potsdam in die erste Liga hätte auch für die Füchse Berlin Konsequenzen. Bob Hannings Idee vom "Team Deutschland" bleibt weiter eine Option.
Ein Aufstieg der Handballer des 1. VfL Potsdam in dieser Saison wird immer wahrscheinlicher. Denn das junge Team thront sechs Spieltage vor Ende an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga - mit sechs Punkten Vorsprung auf Platz drei. "Wir würden uns darüber freuen, weil wir bewiesen hätten, dass wir mit vielen jungen eigenen Leuten in einer der stärksten Ligen der Welt uns behaupten können", sagte Trainer Bob Hanning.
Allerdings hätte ein Aufstieg auch Konsequenzen - für Potsdam und auch für den aktuellen Tabellenführer der ersten Liga. Denn die Füchse Berlin sind der Kooperationspartner der Brandenburger. "Das ist sicherlich eine einmalige Konstellation im deutschen Sport. Wir sehen uns aber nicht als Rivalen", sagte Hanning, der auch Geschäftsführer der Füchse ist.
Mindestens sechs Akteure im Kader der Potsdamer sind mit einem Doppelspielrecht ausgestattet. So konnten die Füchse bei personellen Engpässen immer wieder Spieler vom Zweitligisten hochziehen. Bei einem Potsdamer Aufstieg wäre dies dann aber nicht mehr möglich. "Man müsste darauf dann mindestens mal ein Jahr verzichten. Es gibt dann neue Herausforderungen, die wir anders lösen müssen", sagte Hanning.
Deshalb soll der Kader der Füchse vergrößert werden. "Dann werden wir sicherlich einen Spieler mehr haben", kündigte er an. Auf einen Aufstieg der Potsdamer zu verzichten, kommt für Hanning dennoch nicht in Frage. "Ich habe meine Spieler zu Raubtieren erzogen. Wenn man Menschen Werte vermittelt, um dann hinterher zu sagen, nein, machen wir doch nicht. Das geht nicht", sagte er.
Zumal ja auch offen ist, wie lange diese Konstellation überhaupt andauert. Sollte Potsdam wieder absteigen, würden sie zu dem bisherigen Austausch-Modell zurückkehren. "Das wird auf jeden Fall dann so sein. Das ist eine klare Konstellation", sagte der Hanning.
Schon Anfang Januar hatte Hanning für Potsdam die Idee eines "Team Deutschland" ins Gespräch gebracht. "Ich weiß, dass sie dem Präsidium vorgestellt wurde. Und ich warte da jetzt auf eine Reaktion", berichtete Hanning. Nachwuchskräfte, die in ihrem Stammvereinen zu wenig Einsatzzeiten bekommen, könnten diese in Potsdam auf Erstliganiveau bekommen. "Das gilt für Spieler, die der DHB oder die Liga für interessant hält, aber noch nicht fertig sind", so Hanning.
Einen kleinen Umbruch wird es in Potsdam im Sommer aber trotzdem geben. Denn Torschützenkönig Max Beneke und Torhüter Lasse Ludwig wechseln fest zu den Füchsen. Moritz Sauter, ein weiterer U21-Weltmeister, geht zum HSV Hamburg. Und Hanning hatte zudem angekündigt, sein Traineramt nach dieser Saison niederzulegen. Die Planungen laufen aber schon auf Hochtouren.
"Wir haben eine Idee. In den nächsten zwei, drei Wochen wird das alles vollzogen. Ich führe Gespräche, sowohl mit Trainern, als auch Spielern", sagte er. Hanning wird zwar weiter für beide Standorte verantwortlich sein, aber so ganz leicht fällt ihm der Abschied als Trainer nicht. In den letzten Jahren sind zu den Akteuren enge Beziehungen entstanden. "Das ist ja schon fast ein freundschaftliches Verhältnis. Dass es mir sogar manchmal schwerfällt, die Distanz zu wahren. Wir haben eine sehr enge Verbindung zueinander", berichtete er.
Nicolas Sowa - dpa, red