02.03.2024, 16:54
"Hoffe, dass die Entwicklung nicht aufhört"
"Alles passierte in den letzten Monaten so schnell und ich hoffe, dass die Entwicklung nicht aufhört", erklärte Samir Bellahcene nach dem Sieg im EM-Finale mit Frankreich. Der Torhüter ist mit bald 29 Jahren vom Alter her der älteste Titel-Debütant bei den erfolgsverwöhnten Franzosen. Der Spätstarter, der seine Chance beim THW Kiel nutzte, steht im Print-Magazin Bock auf Handball im Fokus.
Am Tag vor dem EM-Finale stand Samir Bellahcene tiefenentspannt in der leeren Lanxess Arena und beantwortete geduldig Fragen der vielen Journalisten, die sich um ihn tummelten. Man konnte den Eindruck gewinnen, es wäre nur eines von bereits vielen großen Endspielen seiner Karriere, das da auf ihn wartete. Das gewonnene Finale gegen Dänemark (33:31 nach Verlängerung) war aber tatsächlich erst sein 10. Länderspiel überhaupt, der erste große Titel mit den in den letzten zwei Jahrzehnten so erfolgsverwöhnten Franzosen.
In eine Kategorie mit Torhüter-Rookies wie Österreichs Constantin Möstl (23 Jahre) oder Kroatiens Dominik Kuzmanovic (22) kann Samir Bellahcene mit seinen bald 29 Jahren nicht mehr einsortiert werden. Ob es sich für ihn auch wie ein Spätstart anfühle, wurde er von Bock auf Handball gefragt. "Ja und nein", antwortete Samir Bellahcene wie gewohnt grinsend: "Die Primetime von Torhütern ist meiner Meinung nach zwischen 28 und 32." Also ist das erst der Anfang? Wieder lacht Bellahcene: "Das hoffe ich doch."
Im Finale kam er nicht an die Fabelleistung von Dänemarks Emil Nielsen heran, mit seinen neun Paraden hatte Samir Bellahcene dennoch entscheidenden Anteil am ersten französischen EM-Titel seit 2014 und dem vierten insgesamt. Trotz schwachen Beginns vertraute Nationaltrainer Guillaume Gille auf seinen erfahrenen Keeper, der mit zwei Paraden gegen den jeweils völlig freien Mikkel Hansen noch in der ersten Hälfte rechtzeitig ins Spiel fand. Ein Sinnbild für die Karriere des Spätstarters, der abgesehen von zwei Siebenmetern das Finale durchspielte.
"Ich schwebe auf Wolke Sieben", gestand Samir Bellahcene überglücklich mit EM-Gold um den Hals. Auch der Schulterklopfer von Thierry Omeyer, zu dem Bellahcene immer aufgeschaut hatte, nach dem Endspiel bedeutete ihm viel. Prägende Momente, die Bellahcene trotz seiner harten Arbeit zwischenzeitlich wohl selbst nicht mehr für möglich gehalten hatte.
Sein Weg führte nicht gerade nach oben, doch über Umwege spielte er sich in den Vordergrund, fand den Weg zum THW Kiel, nutzte die Chance, wurde Europameister und kann nun auf Olympia in Paris hoffen.
Über seinen Karriereweg, die Zeit in Kiel und das Nationalteam spricht Samir Bellahcene in der aktuellen Ausgabe der Bock auf Handball. "Alles passierte in den letzten Monaten so schnell und ich hoffe, dass die Entwicklung nicht aufhört", so der Spätstarter nach dem Finaltriumph. Nun stehen die nächsten Herausforderungen mit dem THW an, Trainer Filip Jicha outet sich dort als Fan: "Er ist ein Typ, bei dem man gar nicht anders kann, als ihn zu mögen."
Bock auf Handball erzählt interessante Geschichten über die Stars des Handballs. Das Einzelheft gibt es für 7,00 Euro im gut sortierten Zeitschriftenhandel sowie im Online-Shop als Einzelheft - versandkostenfrei in Deutschland - und im Abo.
Bock auf Handball, red